Verbote, Risiken und Hindernisse Als Fußgänger in Bad Vilbels Innenstadt
„Von den Baustellen befreit sind Bad Vilbeler Straßen und Wege…“ Den Optimismus des Goetheschen Osterspaziergangs wegen des Winterendes können Bad Vilbeler Bürger in der Innenstadt leider nicht teien. Im Gegenteil, immer neue Barrieren und Sperren werden platziert. Das Gehen in der Innenstadt ist zu einem Hindernisparcours geworden. Und man darf sich freuen, das wird noch mindestens anderthalb Jahre so bleiben.
Da nützt es auch wenig, wenn der Magistrat auf eine Anfrage der FDP-Fraktion die Sicherheit der Fußgänger gewährleistet sieht. Der FDP-Vertreter im Ortsbeirat der Kernstadt und Stadtverordnete Erich Schleßmann entgegnet: „In der Realität Bad Vilbels ist ständige Vorsicht, Flexibilität und einseitige Rücksichtnahme gefordert, damit man sicher an sein Ziel gelangt. Da geht es nicht nur um Hindernisse und Umwege, sondern um die ständig geforderte Beachtung der regelwidrigen Nutzung der Gehwege, um nicht Opfer zu werden.“
Die Fraktionsmitglieder fassen ihre Beobachtungen folgendermaßen zusammen: Selbst an ganz engen Stellen der Gehwege wird mit teilweise hohem Tempo ohne Rûcksicht auf Fußgänger, Mütter mit Kindern, Ältere mit Gehhilfen, Ein- und Ausgänge usw. vorbeigebrettert, als gebe es keine anderen mehr. Es muss der Eindruck entstehen, dass das Fahren gegen die Einbahnstraße durch Radfahrer/innen jeglicher Altersklassen zunehmend ergänzt wird durch das noch gefährlichere Fahren auf den Bürgersteigen. Als Fußgänger ist man dem permanenten Risiko ausgeliefert. Gesteigert wird dies alles dann noch von dem Hindernislauf um die Baustellen herum.
Verkehrsüberwachung in Bad Vilbel erschöpft sich weitgehend in einem berechenbaren Kontrollgang durch einen Ordnungspolizisten in der Mittahszeit. Wirkung wird dadurch kaum erzielt. Die Nutzung des Niddauferwegs gerade am Wochenende verschafft dem Fußgänger einen plastischen Eindruck vom Kampf ums Dasein. Beseelt davon, mit jedem Tritt in die Pedale einen großen Schritt zur Rettung der Menschheit, der Erde, des Klimas, der Artenvielfalt usw. zu leisten, fühlt man sich offenbar als Heilsbringer, dem sämtliche Vorrechte gebühren. Dementsprechend werden diese auch mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln von Befrängung, Klingel, Kraftausdrücken bis Körpereinsatz durchgesetzt.
Zwar passieren in Bad Vilbel, wie auch aus der Antwort auf die Anfrage der FDP-Fraktion hervorgeht, so gut wie keine Unfälle, die statistisch erfasst werden. Doch muss man als Fußgänger neben dem Hindernislauf um die Baustellen wohl noch die Einschränkungen durch falschparkende Fahrzeuge und die Radfahrerschwärme auf den Wegen als Dauerübel einkalkulieren. Es bleibt abzuwarten, ob sich nach dem Ende der Bauten in der Innenstadt etwas grundlegend ändern wird. Grund zu Optimismus gibt es allerdings nicht.