Kitas in der Konkurrenz der Nachbarstädte: Gewinnt Karben mit seinem Modell?
Wie sich und die Bürger die Koalition beim Einkommen der Erzieher/innen täuscht
In Bad Vilbel erhalten die Erzieher/innen aufgrund des vom Stadtparlament verabschiedeten Haushalts eine Höherstufung beim Einkommen von einer Stufe und damit ein höheres Bruttogehalt. In der Stufe 1 für Berufsanfänger macht das etwa 60€ aus. Ob das tatsächlich so die Attraktivität der Berufsausübung in Bad Vilbel steigert, wie es von der CDU und der SPD in der Vilbeler Stadtverordnetenversammlung gepriesen wurde, bezweifeln die Liberalen. Die Stadt ist nicht alleine auf dieser Welt oder eine „Insel der Glückseligkeit“, wie es der frühere Polizeichef meinte, obwohl man vor allem bei den Einlassungen der CDU nicht umhin kann, den gegenteiligen Eindruck zu gewinnen. Es wird Bad Vilbel über den grünen Klee gelobt, nicht nur Liebe zu der Stadt wird wie Wahlkampf manifestiert, sondern die unbedingte Gefolgschaft für alle großartigen Errungenschaften. Und dies, auch wenn sie mit dauerhaften und enormen Einschränkungen und Belastungen für die Bad Vilbeler verbunden sind.
Die Fraktion der FDP beschäftigte sich dieser Tage mit einer Nachbetrachtung der letzten Stadtverordnetenversammlung und vor allem dem erlebten Auftreten der Koalitionspolitiker. Man war sich einig, dass offenbar der Ausgang der Bürgermeisterwahl mit dem sehr knappen Ausgang für den CDU-Kandidaten den Stil verändert hat. Aus der Furcht vor einem durchaus möglichen Machtverlust werden die eigenen Reihen geschlossen, die Angriffe auf andere werden zum Teil maß- und stillos, während die echten oder vermeintlich positiven Errungenschaften glorifiziert werden. Auch der Stadtverordnetenvorsteher scheint nicht vor einer mitunter einseitigen Sicht auf das Parlamentsgeschehen gefeit zu sein.
Das gilt nach Ansicht der FDP-Fraktion auch und gerade für die Kinderbetreuung. Steht eine ausgebildete Erzieherin bzw. ein Erzieher vor der Frage, in welcher Stadt oder Gemeinde sie oder er die Berufstätigkeit aufnimmt, spielt natürlich das erwartbare Einkommen eine große Rolle Und da lohnt sich der Blick ganz simpel in die Nachbarstadt Karben. Anstelle der Höherstufung wie in Bad Vilbel gewährt Karben eine generelle Zulage ab dem 1.1.2023 von 220€ für alle Erzieherinnen und Erzieher. Diese Zulage, „Karben plus“ genannt, ist ein starkes Attraktivitätsmerkmal, demgegenüber die relativ geringe Gehaltssteigerung in Bad Vilbel insbesondere in den Anfangsjahren sogar deutlich abfällt. Das Bad Vilbeler Eigenlob der CDU/SPD-Koalition ist also nicht einmal die halbe Wahrheit. Die Realität ist beim Blick über den Tellerrand eine andere. Karbens Bürgermeister Guido Rahn, wie Wysocki auch CDU Mitglied, ausgerechnet hat, bekommt ein Job Neuling in Bad Vilbel 3125 Euro, in Karben aber 3281 Euro pro Monat. „ Bei dieser Faktenlage scheint die Prognose sehr einfach, die Berufseinsteiger werden sich eine Kita in Karben aussuchen,“ so der sozialpolitische Sprecher der FDP Fraktion Erich Schleßmann.
Nach dem Bewerbertag für Erzieherinnen und Erzieher bleibe abzuwarten, wie viele Interessentinnen und Interessenten sich wirklich für eine der zahlreichen Kitas nach Bad Vilbel orientieren. Die Bad Vilbeler Kinder und deren Eltern wären sehr dankbar dafür, nicht nur die mit großem Engagement in den Kitas erarbeiteten pädagogischen Konzepte kennenzulernen, sondern auch das Personal in einer Größe, die deren Umsetzung für die Kinder garantiert und nicht auf Kante genäht ist. Die teuer bezahlte Sozialdezernentin steht in der Verantwortung dafür, die FDP wird es kritisch verfolgen.