WG: Pressemitteilung FDP d Vilbel: Expertenrunde zu Lokaljournalismus
Bad Vilbel hört Expertenrunde zum Thema Lokaljournalismus
Auf Initiative der Bad Vilbeler Freidemokraten hat am vergangenen Montag (27.02.) ein Expertengespräch zum Thema Lokaljournalismus stattgefunden. Moderiert vom Bad Vilbeler FDP-Fraktionsvorsitzenden und ehemaligen hessischen Justizminister Dr. h. c. Jörg-Uwe Hahn diskutierten Jens Joachim, langjähriger Wetterau-Korrespondent der FAZ und Redakteur der Frankfurter Rundschau, Hans Liedel, ehemals stellvertretender Chefredakteur der FNP, und Horst Samson, bis vor wenigen Monaten Chefredakteur des Bad Vilbeler Anzeigers, die Funktionen und Zukunftsaussichten des lokalen Journalismus. Rund 20 Personen waren ins Massenheimer Lokal „Knoche“ gekommen, um den Gesprächspartnern zuzuhören und sich an der offenen Diskussion zu beteiligen. Neben dem Ortsvorsitzenden der FDP Bad Vilbel Thomas Reimann, der die Anwesenden begrüßte, war auch der Wetterauer Kreisvorsitzende der Liberalen, Jens Jacobi, unter den Gästen.
Zwischen den Diskussionsmitgliedern herrschten unterschiedliche Vorstellungen von den Funktionen, welche lokaler Journalismus zu erfüllen habe. Samson fasste die in seinen Augen wesentlichen Aufgaben der Lokalpresse prägnant mit der Formel „Dem Volk aufs Mund schauen, aber nicht nach dem Maul reden“ zusammen. Politische Themen seien zwar immer ein zentraler Bestandteil des Journalismus vor Ort, aber nicht dessen einziger Inhalt: „Eine Zeitung, die nicht gelesen wird, ist eine schlechte Zeitung. Selbstverständlich gehören neben der reinen politischen Berichterstattung auch Meinungsbeiträge und Kommentare zum Medium Zeitung.“ Demgegenüber positionierte sich Joachim skeptischer. Er vertrat energisch die Ansicht, dass Journalismus auf allen Ebenen der Maxime der Sachlichkeit folgen solle. In Richtung seines Vorredners Samson stichelte er: „Ein Journalist, dem die Ehrenmedaille der Stadt verliehen wird, muss sich fragen, ob er seine Aufgabe nicht verfehlt hat.“ Samson ließ sich davon nicht beirren und verwies auf die Kontroversen, die der Bad Vilbeler Anzeiger während seiner Zeit als Chefredakteur angestoßen hatte – manches Mal auch zum Leidwesen Hahns, der die Redebeiträge der Expertenrunde beherrscht moderierte. Die sich abzeichnende Konfliktlinie prüfte dieser mit der Frage, ob Kritik an den Regierenden ein journalistischer Selbstzweck sei. Eine gemäßigtere Mittelposition zwischen seinen beiden Mitdiskutanten nahm Liedel ein. Er stellte klar, dass absolute Objektivität schlicht nicht zu erreichen sei: „Eine vollkommen neutrale Zeitung wird es nie geben. Dennoch muss die Presse, selbstverständlich lokal ebenso wie bundesweit, immer unangenehme Fragen stellen.“
Größere Einigkeit bestand hingegen im zweiten Teil der Diskussion bezüglich der Frage, welche Zukunftsaussichten der Lokaljournalismus habe. Die Gesprächspartner waren auf einer Linie mit der Einschätzung, dass es für die örtlichen Medien trotz des großen Printsterbens im Zuge der Digitalisierung Chancen gebe. So betonten alle drei Redner, die Zukunft des Mediums Zeitung liege dezentral. Dies hänge mit der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Informationen in Kommunen verglichen mit nationalen oder gar internationalen Nachrichten zusammen. Vor Ort gebe es beispielsweise keine Agenturmeldungen, die Botschaften sekundenschnell in alle Welt verbreiteten. Ein weiterer Faktor sei die persönliche Identifikation mit der eigenen Heimat über entsprechende Medien. Joachim verwies an der Stelle auf eine Äußerung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der die Politik durch das Schaufenster der Lippischen Landes-Zeitung kennengelernt habe und den noch heute bei dessen Lektüre ein Gefühl von Heimat beschleiche.
Im Anschluss an das Dreiergespräch stellten sich Joachim, Liedel und Samson der Diskussion mit den Gästen. Zentral war dabei unter anderem die Frage nach den zukunftsfähigen Finanzierungskonzepten lokaler Presse. Während für den Leser kostenlose Tagesnachrichten im Tabloid-Format beispielsweise im französischen Ausland eine große Reichweite abdeckten, sei dieser Vertriebsweg in Deutschland bisher nicht erfolgreich. Pressemitteilung_FDP_BV_Lokaljournalismus.docx