: Grüne Seelenverkäufer
Leserbrief des Stv Ortsvorsitzenden und FDP Stadtverordneten Erich Schleßmann zur Stadtverordnetenversammlung am 12. November 2019. >> >> Grüne Seelenverkäufer >> >> Eine Methode populistischer Politik ist die emotionale Aufladung von Themen, die auf diese Weise emotionalisiert werden und sich dann für polarisierende Zuspitzungen instrumentalisiert werden. Das passiert seit einigen Monaten mit dem Bad Vilbeler Freibad. >> >> Es ist alles dazu gesagt, es bleibt erhalten, es wird saniert und modernisiert, damit es auch künftig von den Bade- und Schwimminteressierten genutzt werden kann. Damit könnten alles zufrieden und einverstanden sein. Allerdings wäre es dann kein Thema mehr für das populistische Getöse, das von einer Freibadinitiative mit Unterschriftenaktion und der parlamentarischen Opposition von SPD und Grünen in Bad Vilbel betrieben wird. Strohhalme, sich über Wasser zu halten, werden in allen Bereichen der Vilbeler Politik verzweifelt gesucht, so auch das Freibad. >> >> Aber das alleine reicht nicht für die Polarisierung. Man muss es zum Symbol überhöhen, damit man es affektiv besetzen kann und die Haltung zum Freibad zur Glaubensfrage aufgeblasen wird. So wurde es von Herrn Breest in der letzten Stadtverordnetenversammlung zu einem Identifikationsobjekt Bad Vilbels stilisiert, an dem man die „Seele der Stadt“ wahrnehmen könne. >> >> Wenn er das ernst meinen sollte, dann müsste man tatsächlich verzweifeln, an der Rationalität des Stadtverordneten der Grünen, an dessen Urteilskraft, an seiner historischen Bildung, auch am Image der Stadt und seiner Außenwirkung. >> >> Wenn schon das Freibad als „Traditionsbad“ durch die Initiative eine symbolische Stilisierung erfährt, dann lässt sich leicht zwischen der deutschen ideellen Tradition des Seelenverkaufs an das Böse, wie es Thomas Mann in der Tradition des Goetheschen Fausts mit dem Roman „Doktor Faustus“ fortgeschrieben hat, ein übler Zusammenhang herstellen. Das 1936 eingeweihte Freibad hatte in der Tat auch den Zweck der Wehrertüchtigung, denn ab diesem Jahr sollte die deutsche Bevölkerung und Wirtschaft innerhalb von vier Jahren kriegsfähig gemacht werden. Die Fähigkeit zu schwimmen gehörte selbstverständlich dazu, denn Oder und Weichsel oder Maas und Marne mussten gegebenenfalls bei den Eroberungsfeldzügen der Wehrmacht durchschwommen werden können. Entsprechend wurden u. a. der Reichsarbeitsdienst konstruiert und eingesetzt, Schwimmwettbewerbe ausgetragen, Mutproben vom 10m-Turm veranstaltet. Die Jugend sollte nach dem bekannten Diktum Hitlers „hart wie Kruppstahl“ werden. Die „Seele“ des Bades bestand demgemäß in erster Line in der Kriegsvorbereitung, insbesondere der jungen Vilbeler und Wetterauer für die Eroberungen in alle Himmelsrichtungen ab 1939. Viele, viel zu viele mussten dabei ihr Leben lassen. >> >> Wenn man das wie Herr Breest ausblendet, dann bezeugt das eine gerade heutzutage gefährliche Geschichtsvergessenheit sondergleichen. Wenn man dann noch wie die Landtagsabgeordnete Anders in einem Zwischenruf bekundet, sie wohne in einem Haus aus dem Jahr 1919, dann manifestiert dies das mangelnde historisch-politische Bewusstsein in schlimmer Weise. Ein Privathaus wird so mit einer öffentlichen Einrichtung verglichen, mehr noch aber werden zwei Jahreszahlen mit völlig unterschiedlichen Umständen, kurz demokratischer Aufbruch und diktatorische Vergewaltigung eines Landes, miteinander in ein Becken geschmissen. >> >> Betrachten wir das Freibad ohne jegliche Überhöhung als eine gute und schöne öffentliche Einrichtung der Stadt Bad Vilbel, die von der Bevölkerung gerne genutzt wird. Deshalb bleibt es erhalten und wird auf einen modernen Stand gebracht. Darin sind sich der Bürgermeister, der Magistrat und die Mehrheitskoalition ohne jegliche Einschränkung und überhöhende Symbolik einig. >> >> >> Erich Schleßmann >> Hermann-Gmeiner-Str. 3 >> 61118 Bad Vilbel >>