FDP Bad Vilbel sieht Straßenbahnverlängerung kritisch

Potentialanalyse empfiehlt die Verlängerung der Straßenbahn bis zur Krebsschere

Wer soll das bezahlen?

„Es war ja nicht anders zu erwarten: die Analyse des Beratungsunternehmens Ramboll kommt zu dem Ergebnis, dass, wie in der Pressenotiz der Stadt Frankfurt und traffiQ vom 06.09.2021 nachzulesen ist,durch eine Verlängerung der Linie 18 bis zum Neubaugebiet Krebsschere bis zu 2.600 zusätzliche Fahrten pro Tag im umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr“ zu erreichen sind. Nun ist es sicherlich interessant zu wissen, auf welcher Basis diese Zahl ermittelt worden ist,“ so der Heilsberger FDP Ortsbeirat Dr. Michael Rudolphi. Daher fordert die FDP Bad Vilbel eine kritische Diskussion dieser Studie, die mittlerweile im Internet kursiert. Politik und Bürgerschaft müssen verstehen, auf welcher Grundlage ein Projekt vorangetrieben werden soll, das nach ersten groben Schätzungenmehr als 120 Mio. Euro kosten wird, und das berechnet zu heutigen Preisen.

Es sei auffallend, dass sich vor allem Stimmen von außerhalb erfreut bis begeistert zum Studienergebnis äußern, so z.B. die Mobilitätspolitikerin der Grünen im Frankfurter Römer, Katharina Knacker. „Wir GRÜNE sehen uns in unserem Bestreben bestätigt, die Planungen zur Weiterführung der Straßenbahnlinie 18 ab der Friedberger Warte Richtung Bad Vilbel voranzutreiben“, freut sich die Frankfurterin.

Dabei sollte sich nach Auffassung der FDP die hiesige Politik vor Augen führen, dass vor allem Bad Vilbel von den Baumaßnahmen, den Eingriffen inden Straßenraum und den innerstädtischen Verkehr und den technischen Risiken gerade durch die Steigung am Schöllberg betroffen ist. Auch durch die Baumaßnahmen auf den Hauptverkehrs­straßen in Bad Vilbel wäre über längere Zeit mit massivsten Verkehrsbehinderungen zu rechnen.

„Bad Vilbel sollte sich ein eigenes Bild machen, ob die Verlängerung der Linie 18 bis zur Krebsschere wirklich der Königsweg ist. Die Studie sieht vor allem eine stark wachsende Verkehrslast durch 8000 neue Arbeitsplätze allein im Gewerbegebiet Krebsschere, daneben auch durch eine wachsende Wohnbevölkerung vor. Die so entstehende Verkehrslast könne durch Busse nicht mehr aufgefangen werden, dies könne nur eine Straßenbahnlinie leisten. Es entsteht der Eindruck, dass es nur um die Verkehrsströme zwischen Bad Vilbel und Frankfurt geht. Aber Bad Vilbel entwickelt sich mehr und mehr zu einem eigenständigen Zentrum, das auf seinen Straßen eine Fülle von Verkehrsströmen abbilden muss, mit Vilbus, Rad- und Autoverkehr. Die Konkurrenz um den Straßenraum darf daher nicht einseitig zugunsten der Straßenbahn aufgelöst werden, das ist nicht im Interesse von Bad Vilbel“ ,warnt Andreas Bauditz vom Verkehrsausschuss der Bad Vilbeler FDP. Man frage sich auch, ob die neu entstehenden Arbeitsplätze in der Krebsschere wirklich nur durch die Straßenbahn­verlängerung bedient werden können, zumal der viergleisige Ausbau der S-Bahn einen Attraktivitätsgewinn bringt, der in der Studie nicht weiter behandelt werde. Die Vorhersage von Verkehrsströmen sei ein äußerst schwieriges Geschäft, da helfe auch noch so viel Rechnerei nicht weiter. „Die Problematik von Kosten-Nutzen-Analysen ist, dass sie zu oft von optimistischen Annahmen ausgehen und später dann von massiven Kostensteigerungen überholt werden. Stuttgart 21 oder der Flughafen Berlin sind abschreckende Beispiele,“ so Andreas Bauditz weiter.

„Eine höhere Kapazität kann auch mit Bussen durch eine kürzere Taktung der Abfahrzeiten erreicht werden. Neuralgische Punkte wie der Abschnitt zwischen Alter Frankfurter Str. und Zollhaus können entschärft werden, um der Verspätungsanfälligkeit zu begegnen,“ ergänzt Michael Rudolphi. „Busse haben zwei unschlagbare Vorteile: Streckenführungen können schneller angepasst werden, wenn sich neuer Bedarf ergibt; bei der Straßenbahn ist sie in Stahl gegossen. Bei Stromausfällen steht die Straßenbahn still, Busse fahren weiter.“ Werden Busse mit umweltfreundlichen Antrieben eingesetzt, so entfalle ein oft zugunsten der Straßenbahn angeführtes Argument.

Und für kühle Rechner erklärt die heimische FDP: “Setzt man die derzeit geäusserten Investitionskosten von 120 Mio. Euro für die Verlängerung der Straßenbahn nach Bad Vilbel ins Verhältnis zu den täglich 2.600 zusätzlichen Fahrten in einem 10-Jahreszeitraum, so wird jede zusätzliche Fahrt mit 15 Euro subventioniert. Und das sind nur die investiven Kosten. Es geht hier um Steuergelder, die teilweise auch von Bad Vilbel aufzubringen sein werden. Die Stadt sollte sich schon jetzt mit den Haushaltsbelastungen auseinandersetzen, die auf sie und ihre Bürger zukommen. „Die FDP Bad Vilbel fordert hier ungeschönte Transparenz, bevor die Stadt sich auf eine ungewisse Reise begibt und eine teure Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt,“ so der FDP Parteivorsitzende Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn .